Das neue Deutschland

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Es sind hunderte, die allmorgendlich in der Berliner Aufnahmestelle auf eine Nummer warten. Die braucht es, damit man als Asylbewerber registriert und auf ein Heim verteilt wird. Manche warten tagelang bis eine monotone Computerstimme auf deutsch ihre Zahl aufruft. Wenn die vielen freiwilligen Helfer nicht wären, niemand würde sich hier um die Ankömmlinge kümmern. Die Helfer hoffen, dass sie Schule machen und auch andere erkennen, wie wichtig es ist, auch langfristig Hilfe zu geben. An anderer Stelle wird gegrölt, geschimpft und die Faust in den Himmel gestreckt. Die Orte heißen Freital, Tröglitz und Heidenau. Dass Menschen auf der Straße ihren Unmut Kund tun, findet der Direktor der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung dennoch gut, auch wenn es nicht leicht zu ertragen ist. Solange alles im strafrechtlichen Rahmen bleibt. Nur so könne und müsse man sich mit jenen auseinander setzen, die Angst vor den Fremden haben, sich in der Politik nicht wieder finden. Die Zeiten seien politisch wie lange nicht mehr. Eine Chance und eine Gefahr zugleich. Die hunderttausenden Flüchtlinge werden Deutschland ändern, die Diskussion über sie, die Hilfe, die Integration. Die größte Krise seit dem Ost/West-Konflikt nennt die Lage der Berliner Schriftsteller Hans Christoph Buch. Wenn sie nicht gelöst werde, dann drohe Rassismus und Demokratieverfall. Davor hat der Goslaer Bürgermeister keine Angst. Er sagt, die Flüchtlinge sind gut für Deutschland. Seine Stadt muss attraktiver für Flüchtlinge werden. Die Kommune vergreist, die Wirtschaft sucht Menschen, die Flüchtlinge könnten die Lösung sein. Da pflichtet ihm der Münchner Migrationsforscher Bernd Kasparek bei. Wer in die Geschichte schaut, der erkennt, dass Flüchtlinge bisher immer ein Land bereichert haben. Daran sollten wir uns erinnern. Unser Film lief auf 3SAT in der KULTURZEIT.