Die Moralfalle

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Der Saal der Bundespressekonferenz war gut gefüllt, als vor einigen Wochen Sahra Wagenknecht vor die Journalisten trat. An der Seite der Fraktionschefin der Linken unter anderem der Dramaturg Bernd Stegemann. Beide sind Gründungsmitglieder von #Aufstehen – eine Bewegung, die parteiübergreifend die Linke sammeln will. Das hat der linken Fraktionschefin nicht nur Freunde gemacht. Große Teile der Linken sehen in der Bewegung Konkurrenz für ihre Partei und kritisieren zudem, dass Sahra Wagenknecht keine Befürworterin offener Grenzen sei. Auch Bernd Stegemann musste erfahren, wie er im Interview erzählt, was es heißt, sich gegen die “Hypermoral” der Moralisten zu stellen. Eine vernünftige Debatte über Migrationspolitik, so sagt er, sei schlichtweg nicht mehr möglich. Zu schnell stecke man in einer “Moralfalle”, so auch der Titel seines neuen Buches. Bernd Stegemann erlebte, wie sich langjährige Kollegen plötzlich von ihm abwenden. Sie verweigern Gespräche und Diskussionen, weil er die Identitätspolitik der Linken kritisiert und den Antidiskriminerungkampf für eine Finte des Neoliberalismus hält. So werde die Linke vom Kampf zwischen Unten und Oben, abgelenkt. “Armut ist immer noch die stärkste Diskriminierung”, so Stegemann. Wir haben Bernd Stegemann (und auch SahraWagenknecht) in Berlin getroffen.