Große Hoffnung hat Francesco Zanardi nicht, dass die Anti-Missbrauchskonferenz im Vatikan etwas bringen wird. Im Alter von elf Jahren missbrauchte ihn der Pfarrer seiner Kirche im italienischen Savona. Über Jahre ging das. Als er sich dem Bischof offenbarte, sorgte der dafür, dass der Pfarrer versetzt wurde – aber weiter machen konnte. Über Jahrzehnte. Francesco Zanardi wurde heroinabhängig, wäre beinahe wie so viele andere Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche daran zugrunde gegangen. Dann schaffte er es doch noch, “aufzustehen” – wie er sagt – und zu kämpfen. Er selbst nennt sich einen “Überlebenden”. Franvcesco Zanardi hat die einzige Opferorganisation Italiens gegründet, demonstriert, sammelt weitere Fälle, organisiert die Opfer und wird nun den Papst treffen. “Entschuldigungen” oder die “Bitten um Vergebung” reichen ihm nicht, er will von ihm wissen, wie der Missbrauch in der Kirche endlich gestoppt werden kann. Wir haben Francesco Zanardi in Savona getroffen, von dem römischen Journalisten Federico Tulli erfahren, wie die Kirche pädophile Pfarrer bis heute schützt. In eigenen Einrichtungen wie vor den Toren Roms, wo die Pfarrer nach ein paar Jahren “Buße” wieder in Gemeinden zurück kehren können. Aber es passiert auch etwas innerhalb der Kirche. In der päpstlichen Universität bildet ein Studiengang Präventionsberater aus und es wird offen diskutiert, was Gründe dafür sein könnten, dass Priester auch Nonnen missbrauchen. Alkohol und Drogen, so ein Zettel an der Wand, könne einer der Gründe dafür sein. Der Jesuitenpater Hans Zollner leitet hier das “Centre for Child Protection” und sagt, dass der Missbrauch wie Krebs in der Kirche niste. Man habe ihn festgestellt, aber noch keineswegs besiegt. Das brauche Zeit. Zeit, die Alessandro Battaglia der Kirche nicht mehr geben will. Der Grafik-Designer aus Mailand, auch ein Opfer seines Pfarrers, hat mit Kirche und Glauben abgeschlossen. Er will, dass die Justiz endlich hart durchgreift. Doch das ist vor allem in Italien bisher nicht der Fall. Unser Film zur Anti-Missbrauchskonferenz im Vatikan in der KULTURZEIT auf 3SAT am Mittwoch, den 20. Februar um 19.20 Uhr.