Es begann Ende der 1960er Jahre. Deutschlands damals bekanntester Sexualforscher Helmut Kentler beriet den Berliner Senat bei der Einrichtung von Pflegestellen für Minderjährige. Jungen, die obdachlos waren oder am Berliner Zoo in der Drogen- und Stricherszene verkehrten, sollten einen Weg zurück in die Normalität finden. Aber das ausgerechnet bei Männern, die pädophil waren. Sie seien, so Helmut Kentler, besonders geeignet, sich um die Jungen zu kümmern. Die Politologin Teresa Nentwig, die sein sogenannte Kentler-Experiment seit Jahren untersucht, spricht von einem “Tauschgeschäft”. Die Männer, zumeist einfache Hausmeister, bekamen Sex mit Minderjährigen, die Minderjährigen ein Dach über dem Kopf und regelmäßiges Essen. Was bisher unbekannt war. Das Experiment dauerte bis in die 2000er Jahre. Wir haben mit zwei Opfern gesprochen. Ein ehemaliges rumänisches Straßenkind, das an der Gedächtniskirche aufgegriffen wurde und ein Kind aus einer schwierigen Familie. Beide wurden sie an Fritz H. gegeben und erlebten bei diesem ein Martyrium. Jahrelanger Missbrauch, Vergewaltigungen. Vom Jugendamt kümmerte sich niemand. Helmut Kentler aber, der selbst auch Pflegesöhne hatte, hielt wöchentlich Kontakt, schrieb gefällige Gutachten. Nun klagen die beiden an, wollen wissen, wer verantwortlich war. Verantwortlich auch für den Tod ihres Pflegebruders. Den schwer mehrfach behinderten Jungen hatte Fritz H. aus dem Krankenhaus geholt. Er starb völlig unterernährt mit 21 Jahren. Unser Film, in der KULTURZEIT am 05. März 2020 um 19.20 Uhr!