Immer noch sind die gefälschten Hitlertagebücher der größte Presseskandal der Bundesrepublik. Dokumentationen und Spielfilme wurden über ihn gedreht, unzählige Artikel und Bücher geschrieben. Vierzig Jahre ist das jetzt her. Nur gelesen hatte Kujaus Fälschungen bisher so gut wie niemand. Denn der Stern hielt sie in seinem Tresor verschlossen. 9,3 Millionen DM hatte der Verlag seinerzeit dafür ausgegeben. Nun gibt es die Tagebücher für jedermann. Der Journalist John Goetz hat sie unter anderem in Ermittlungsakten zum Fall gefunden und nun in einer kritischen Ausgabe heraus gegeben. Kannte man bisher eher “klamaukige” Textstellen wie jene, in denen Kujaus Hitler über seine Blähungen schrieb, so wird in dem neuen Buch deutlich, dass es um mehr ging. Denn der gefälschte Hitler war gegen Bücherverbrennungen, suchte nach einem Lebensraum für die Juden aus Deutschland. Von einer Holocaustleugnung spricht die bekannte Historikerin Heike B. Görtemaker. John Goetz fand heraus, dass einer der Helfer des Fälschers zudem ein bekannter Neonazi war. Ging es hier um mehr, als den Stern zu betrügen? Sollte die Geschichte im revisionistischen Sinn umgeschrieben werden? Wir haben mit dem Journalisten John Goetz, dem Stern-Chefredakteur Gregor Peter Schmitz, der Historikerin Heike B. Görtemaker und dem Historiker Michael Brechtken gesprochen. Zudem waren wir bei Marc-Oliver Boger, der in seinem Museum lauter echte Kujaus zeigt. Und wir durften die echten falschen Tagebücher beim Stern filmen. Warum nur von außen? Auch das erzählt unser Film. Er lief am Dienstag, den 25. April auf 3SAT in der KULTURZEIT.