Kriegstüchtig

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Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius fordert, dass die Bundeswehr, aber auch die gesamte Gesellschaft “kriegstüchtig” werden müssen. Nur noch ein paar Jahre blieben, dann sei ein Krieg der NATO gegen Russland nicht ausgeschlossen. Vieles hat sich verändert im Land. Werte von Rüstungsunternehmen verdoppeln sich, zur Eröffnung einer Artilleriefabrik erscheint der Bundeskanzler und die Bundeswehr bietet an, in 26 Tagen auch als Ungedienter Soldat im Heimatschutz werden zu können. Wir sind bei einer Übung der Heimatschützer in Niedersachsen dabei, als sich den Soldaten Friedensdemonstranten in den Weg stellen und Steine schmeißen. Doch weder Steine noch Demonstranten sind echt. Eine Übung. Auf dem Breitscheidplatz in Berlin präsentiert sich die Marine. Virtual-Reality-Brillen befördern Interessierte auf eine Fregatte, die Bundeswehr braucht Nachwuchs. Auch weil eine Armee in einem möglichen Krieg die Gefallenen ersetzen muss, wie Roderich Kiesewetter, der Verteidigungspolitiker der CDU, uns erklärt. Endlich ein normaler Umgang mit der Armee, so Carlo Masala. Der Sicherheitspolitiker lehrt an der Universität der Bundeswehr in München und sagt, dass die Deutschen jahrzehntelang ein beinahe schon schizophrenes Verhältnis zu ihren Soldaten gehabt hätten. Doch damit sei es nun vorbei. Zum Haare raufen, so Harald Welzer. Der Berliner Sozialpsychologe hätte noch vor kurzer Zeit solch einen Paradigmenwechsel nicht für möglich gehalten. Er fragt sich, was Begriffe wie Kriegstüchtigkeit mit den Menschen machen. Nach drei Generationen verliere eine Gesellschaft ihr historisches Gedächtnis, auch darüber, was Militär und Waffen anrichten können. Deutschland auf dem Weg in die Kriegstüchtigkeit – unsere Momentaufnahme lief in der KULTURZEIT auf 3SAT am Dienstag, den 30. April.