Seit Monaten stehen sie vor seiner Tür. Sie werfen Fenster ein, lassen Sprengsätze auf dem Hof detonieren und kürzlich erst skandierten achthundert Menschen in dem kleinen fränkischen Dorf: „Die Schanze muss brennen.“ Die „Schanze“, so nennt die Internetgemeinde das Wohnhaus von Rainer Winkler, der im Internet als „Drachenlord“ firmiert und einen YouTube-Kanal betreibt und auf verschiedenen Chat-Platformen präsent ist. Der einstige Sonderschüler entdeckte 2011 das Internet für sich und begann im heimischen Zimmer mit dem Kopf zu headbangen und das Ganze dann ins Netz zu stellen. Heavy Metal, das ist, so sagt er, das Wichtigste in seinem Leben. Geschaut haben die Videos damals nur ein paar Freunde, Familie und ehemalige Arbeitskollegen. Doch dann entdeckte irgend jemand Rainer Winkler und seine Videos und machte ihn zur Witzfigur. Wie kann so einer, sich so zeigen, fragten sich viele und begannen, ihn auszulachen. Und weil Rainer Winkler auf das Lachen nicht reagierte, sich nicht verkroch, sondern nun erst recht weiter machte, beschlossen sie ihn fertig zu machen. Sie beschimpften den „Drachenlord” als „Drecksau“, als „faulen Arbeitslosen“, machten sich über seine Leibesfülle lustig. Als Rainer Winkler im Internet seine Privatadresse bekannt gab, war er vor den Hassern auch zu Hause nicht mehr sicher. Fortan bekommt er „Hausbesuche“ und das beinahe täglich – Tag und Nacht. Computerspiele wurden programmiert, in denen man ihn erschießen und mit gewetztem Messer sein Haus stürmen kann. Wie kommt es zu dieser modernen Hexenjagd? Wir haben den „Drachenlord“ besucht, mit der Cyberpsychologin Catarina Katzer gesprochen und bei Wien eine Mutter besucht, deren dreizehnjähriger Sohn den Freitod suchte, weil Mitschüler ihn im Internet mobbten. Unser Film am 21.09.2018 um 19.20 Uhr in der KULTURZEIT auf 3SAT.