Warum steigen in den letzten Jahren die Zahlen von Kinder und Jugendlichen, die sich als transgender empfinden? Und warum sind es im Gegensatz zu früher vor allem Mädchen, die sagen, dass sie im falschen Körper geboren sind und deshalb Jungen werden wollen? Das fragt sich der Kinder- und Jugendpsychiater Alexander Korte, Leiter der Münchner Spezialambulanz für Kinder und Jugendliche. Er spricht von einem Zeitgeistphänomen und sieht die Gefahr, dass Kinder und Jugendliche in Transgender nur eine scheinbare Lösung für andere Probleme oder Identitätskrisen sehen könnten wie beispielsweise Pubertätskrisen oder ein eventuelles homosexuelles Coming-Out. Als er jüngst dem Spiegel ein Interview gab, war der Aufschrei in der Transgender-Community groß. Manche unterstellten ihm gar rechtspopulistische Ansichten. In Deutschland gibt es mehrere derartige Spezialambulanzen. Wenn die Psychiater dort bei Kindern und Jugendlichen Transsexualität feststellen, verschreiben sie oft bereits zu Beginn der Pubertät sogenannte Pubertätsblocker. Die setzen die körperliche Entwicklung aus, verschaffen, wie die Ärzte sagen, Zeit. In meist allen Fällen folgt dann allerdings die Vergabe gegengeschlechtlicher Hormone, d.h. dass bei biologischen Mädchen durch Testosteron Bartwachstum und Stimmbruch einsetzen, bei biologischen Jungen sorgen Östrogene dafür, dass Brüste wachsen und die Stimme nicht tiefer wird. Alexander Korte aber lehnt solche Pubertätsblocker ab. Er sagt, dass Kinder die Pubertät durchlaufen sollen, um sich wirklich sicher zu sein, den Weg in das andere Geschlecht zu gehen. Das aber halten viele Betroffene für eine Qual und befürchten eine steigende Suizidrate, wenn man Kinder und Jugendliche so an das biologische Geschlecht ketten würde. Wir haben Alexander Korte in seiner Klinik in München besucht, aber auch seinen Kollegen in Bernd Meyenburg in Frankfurt am Main. Er verschreibt bereits Zehnjährigen Hormone. Zudem haben wir Ben kennen gelernt. Der 15jährige nimmt seit einigen Monaten Pubertätsblocker und wird schon bald eine Testosteronbehandlung beginnen. Mit Zustimmung seiner Eltern und der Ärzte. Zudem haben wir Petra Weitzel von der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V. gefragt, was sie von der Debatte hält. Unser Film läuft am Mittwoch, den 10. April um 19.20 Uhr in der KULTURZEIT auf 3SAT.