Die Gefängnisse, so wie sie heute sind, gehören allesamt abgeschafft. Das fordert ausgerechnet ein ehemaliger Gefängnisdirektor. Thomas Galli weiß, wovon er spricht. Er arbeite jahrelang hinter Gittern, machte im Justizsystem Karriere. Doch dann wuchsen die Zweifel und er kündigte. Heute arbeitet er als Rechtsanwalt und kämpft dafür, dass das Strafsystem in Deutschland grundlegend reformiert wird. Es brauche andere Art von Strafen, schreibt er in seinem neuen Buch “Weggesperrt”. Von den ca. 60.000 Inhaftierten im Land müsste nur eine Minderheit weggesperrt werden, weil sie nicht therapierbar und einsichtig seien. Bei allen anderen könnte man mit viel individuell gestalteten Strafen erreichen, dass sie nicht mehr straffällig werden. Derzeit wird jeder zweite Häftling wieder kriminell. Wir haben Thomas Galli vor seine ehemalige Justizvollzugsanstalt in Straubing begleitet, wo er uns erzählte, dass er sich für manches, was hinter den Mauern geschah, schuldig fühlt. Auch Benni haben wir wieder getroffen. 2016 hatten wir ihn in der JVA Hannover kennen gelernt, in der er bei dem Projekt “Gefangene helfen Jugendlichen” mit arbeitete. Mittlerweile ist er wieder frei und sagt, das Gefängnis macht die Menschen nicht besser. Dass er nach mehreren Haftstrafen nun einen anderen Weg eingeschlagen hat, kam durch das Projekt, in dem er für andere Menschen Verantwortung übernahm, sich intensiv mit seinem bisherigen Leben auseinander setzte. Heute arbeitet Benni für “Gefangene helfen Jugendlichen”. In der Nähe Leipzigs versucht man ebenfalls andere Wege zu finden, wie junge Männer Strafe erfahren können ohne dass sie danach wieder kriminell werden. Im Seehaus Leipzig gibt es keine Mauern und keine Gitter. Aber jede Menge Regeln. Wir haben mit zwei jungen Männern gesprochen, die diese Chance nutzen wollen. Unser Film läuft am Donnerstag, den 02. Juli um 19.20 Uhr in der KULTURZEIT auf 3SAT.